lundi 28 novembre 2016

Warum ich (gerne) auf Französisch schreibe

... und auch auf Deutsch...

Gute Frage!

Eines ist sicher: ich habe in jeder Sprache meine Schwächen und Stärken... Zum Beispiel fällt es mir am Leichtesten einen Vertrag in Englisch zu gestalten, bzw. eine geschäftliche Angelegenheit - insbesondere schriftlich - zu regeln. Im Deutschen kommt mir der Alltag viel leichter vor: von Behördengänge über Einkäufe oder Arztbesuche, da schüttele ich mir das entsprechende Jargon locker aus dem Ärmel.

Ja und französisch? Das ist meine Muttersprache, die Hauptsprache in der Schule, die Sprache in der ich studiert habe... Das prägt natürlich. Auch kulturell - Zeitungen, Zeitschriften, Musik, Theater... ich greife als Erstes auf die französischen Angebote zu. Bedingt: denn das gilt aber nach einer Weile nicht mehr zu, wenn ich in einem anderen Land lebe. Nach einer einiger Zeit in Deutschland kenne ich mich viel besser mit deutschem Rap als mit französischen Pop aus. Einfach weil ich nicht mehr tagtäglich damit in Kontakt bin. 

In Frankreich unterhält man sich sehr häufig über Bücher, Ausstellungen, Zeitungsartikel. Das ist mir hier in Deutschland weniger aufgefallen - das mag aber daran liegen, dass die allermeisten meiner Freunde oder Bekannte Ausländer oder Deutsche mit ausgeprägter Auslandserfahrung sind, die, wie ich, wissen, dass es nicht das EINE Buch gibt, das aktuell Thema ist, oder den EINEN Kinofilm, den jeder gesehen haben muss. Denn der Italiener wird andere kulturelle Interessen haben als der Iraner... Für uns Expats, ist der Mix das Spannende!
Deutschfranzösisch für Anfänger


Aber gehen wir zurück zu unseren Schafen oder wie es im Original heißt "Retournons à nos moutons"... Lasst uns zu unserem Thema zurückkehren: das kann man einfach nicht übersetzen...Habe ich mich jetzt etwas aufgewärmt, dann kommen die Ideen, die Redewendungen, die kulturellen Referenzen auch endlich auf Deutsch. Es funktioniert eigentlich nur so: die Ideen, Formulierungen, müssen in der Sprache kommen in der man schreiben möchte - alles andere ist nur mühsam zu übersetzen und bleibt ein bisschen auf der Strecke. Darüber wurde ja viel geschrieben... 

Aber relativ neu ist (zumindest mir), dass man in jeder Sprache eine andere Persönlichkeit an den Tag legt. Bin ich, wenn ich deutsch spreche (weil es meine zweite Sprache ist) eher ein hirngesteuertes Wesen, bei dem es wenig(er) Platz für Emotionen gibt als wenn ich Französisch, meine Muttersprache, spreche? So wird das in einem Artikel von El Pais dargestellt, das in der französischen Zeitung Courrier International übersetzt und veröffentlicht wurde (1). Die wissenschaftlichen Untersuchungen scheinen aussagekräftig zu sein. Aber dennoch, bin ich nicht überzeugt und frage mich: welcher Einfluss hat die Sprache auf mein Benehmen? Ist das nicht eher die Wahrnehmung durch andere? Ist das vielleicht nur die Gewohnheit? 

In diesem Artikel wird aus meiner Sicht auch davon ausgegangen, dass Menschen in einer einzigen Sprache denken, auch wenn sie mehrere Sprachen sprechen. Das ist aber nicht so! Als Mehrsprachiger entdeckt man mit Erstaunen, was in den Köpfen der anderen vor sich geht: erst in der Muttersprache denken, was man sagen will, dann in die Fremdsprache übersetzen. Ja, in dem Fall kann es sein, dass man zweimal nachdenkt. Aber für "echte" Mehrsprachler ist das nicht so. Man plappert in allen Sprachen, die man wirklich beherrscht einfach drauf los. Und das ist bei ihnen auch der Fall bei Sprachen, in denen sie sich nur so durchwurstelt. Dieser Übersetzungsvorgang findet nicht statt und das damit verbundene Überdenken auch nicht – was nicht bedeutet, dass Mehrsprachler nie zweimal darüber nachdenken was sie sagen, das hat aber nicht mit der Sprache zu tun!

Ist das nicht eher so, dass man durch andere Faktoren gesteuert wird? Wenn ich mit meinen Kindern kuschele bin ich ein anderer Mensch als wenn ich mich vor Gericht mit dem Nachbarn streite? Also ja, französisch ist für mich die mit-den-Kindern-Kuschelsprache und deutsch die mit-der-Krankenkasse-korrespondier-Sprache. Aber nicht nur! Im französischen streite ich auch mit dem unfreundlichen Verkäufer, der mir minderwertige Ware auf dem Markt verkauft und ich schaue mir Schnulzen im Fernsehen auf Deutsch an und vergieße dabei die eine oder andere Träne. Also was nun?

Ich sehe die Sache wie Iseult Grandjean es in Jetzt beschreibt (2). Die meisten von uns sind eine Person, die in mehrere Rollen schlüpfen muss und darf: man ist ja nicht nur der Postbote, sondern auch der Vater, der Nachbar, der Bayern Fan, der Romantiker und der Hausstauballergiker.

Ich bin dreisprachig, mein Mann und meine Kinder viersprachig, viele unserer Freunde, Bekannte, Kollegen sind es auch. Wenn sie mich beurteilen: in welcher Sprache und beeinflusst das ihre Wahrnehmung?


Irgendwie schließt sich somit der Kreis…






(1) http://www.courrierinternational.com/article/psychologie-penser-dans-une-langue-etrangere-cest-reflechir-deux-fois

(2) http://www.jetzt.de/leben/andere-sprache-anderer-mensch

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