jeudi 16 février 2017

Psychologin warnt… vor dem Studium der Psychologie

Wer ist nicht neugierig, wenn er auf eine Psychologin trifft? Welche dunklen Geheimnisse, bizarre Lebensgeschichten sie wohl gehört hat... Ich habe das Glück und treffe die Psychologin Hendrike zum Gespräch im Café im Gasteig und frage, was sie im Rückblick auf ihre Berufserfahrung erzählen kann. Es sprudelt sofort aus ihr heraus: „Abraten! Ich würde jeder Frau davon abraten Psychologin zu werden. “  


Traumberuf Psychologin. Frauen sollten es beim Traum belassen und andere berufliche Wege beschreiten. Ungewöhnlicher Standpunkt .

Hendrike hat vor 12 Jahren mit dem Studium der Psychologie begonnen, ein zweiter Beruf, nachdem sie erfolgreich aber immer unzufriedener als Anwältin gearbeitet hatte. . Nach 6 Jahren war sie bereit die praktische Ausbildung anzutreten um zur psychologischen Psychotherapeutin, PP im Fachjargon,  ausgebildet zu werden.

Sie nennt ihr Projekt  „poor rich girl’s folly“, denn ihr waren viele der Probleme des Berufes bekannt und dennoch – mit finanziellem Polster, den sie sich als Anwältin verdient hatte und gemäßigteren Erwartungen und Hoffnungen als ihre Kommilitoninnen hat sie diesen Weg eingeschlagen.
„Es ist ein Frauenproblem“ sagt Hendrike, denn mehr als 98% der Studenten der Psychologie sind Studentinnen. Es beginnt schon damit: welcher Mann mit einem 1,0 bis 1,6 Abitur würde sich auf ein Psychologiestudium einlassen? Die Zahlen sprechen für sich.

Dass während des Studiums ein Psychologieprofessor (wahrscheinlich nach einem Streit mit der Herzallerliebsten, wie Hendrike vermutet) einem Hörsaal voller angehender Psychologinnen warf, dass der Beruf so schlecht bezahlt sei, weil so viele Frauen diesen ausübten, hätte für die Studentinnen Warnung genug sein sollen meint Hendrike. Keine aber habe nur mit der Augenbraue gezuckt, so fasziniert vom Prof und von ihrer Berufswahl überzeugt seien sie gewesen.

Der wirtschaftliche Aspekt wird nämlich während des Studiums überhaupt nicht angesprochen.  Die Studenten werden zu keinem Zeitpunkt darauf vorbereitet, dass sie das Studium kaum amortisieren können, geschweige denn sich mit dem Wunschberuf finanziell kaum über Wasser halten können. Ein Kernproblem ist dabei, dass die Institute, die psychologische Psychotherapeuten ausbilden – im Gegensatz zu ihren Studentinnen – auf wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtet sind und somit, die zahlende „Kundschaft“ nicht abschrecken wollen. Man bedenke: die praktische Ausbildung zur PP, die für die Kassenzulassung erforderlich ist, kostet ganze €30.000!



Als gestandene Feministin bedauert Hendrike, dass meist nur männliche Psychologen die Sache mit Blick auf den wirtschaftlichen Erfolg bzw. Amortisierung der bis dahin entstandenen Kosten – von der Ausbildung bis zur Ablöse für den Kassensitz – angehen: sie nehmen so viele Patienten es braucht um wirtschaftlich über die Runden zu kommen auch wenn die Behandlung einzelner Patienten darunter leiden mag. Das sind mindestens 30 bis 35 Patienten pro Woche! Ein Muss auch in Anbetracht der zu erfüllenden Sollzahlen, die mit der Kassenzulassung einhergehen. Währenddessen, verzweifeln Psychologinnen an ihrem Beruf: sie können nur eine geringe Zahl an Patienten so behandeln, dass es ihrem beruflichen Ethos genügt, können davon aber nicht überleben. Bei einer 30 Stunden Woche kommen ohne PP Ausbildung rund €1.200 rum – vorausgesetzt man findet überhaupt eine Stelle als „einfache Psychologin“! Wer soll davon leben? Dabei kommen die Menschen, mit immer schwierigeren Problemen zu ihnen: suizidale Patienten, dramatische Lebensgeschichten werden ihnen anvertraut, schwer suchtkranke Menschen müssen behandelt werden. Hendrike sagt: „das ist knallharte Knochenarbeit, nach einer Weile können Sie einfach nicht mehr“.

Kein Geld, keine gesellschaftliche Anerkennung, keine Perspektive und als krönender Abschluss, eine ziemliche hohe Wahrscheinlichkeit in der Altersarmut zu landen. Das führt viele dieser hochbegabten Frauen, denen ganz andere erfolgsversprechende Berufe offen gestanden hätten, beginnend mit Medizin, Entscheidungen zu treffen, die Hendrike zwar bedauert, aber nachvollziehen kann: sie retten sich in das klassische Familienmodell, kriegen Kinder und bleiben zu Hause. „Das Baby aus Frust“ nennt das Hendrike.

Andere schlagen ganz neue Wege ein: eine von Hendrikes ehemaligen Kommilitoninnen hat eine Konditorenlehre begonnen. Eine andere, die Hendrike als besonders begabt und taff bezeichnet, hat einen Stoffladen eröffnet. 

Hendrike lacht und sagt „ich sollte die Studentinnen insgeheim warnen“. Bisher habe sie sich nicht getraut, denn dann wäre jegliche weitere Arbeit mit Kollegen unmöglich. Aber es scheint ihr doch sehr am Herzen zu liegen, denn halb im Scherz fügt sie hinzu „Irgendwann lasse ich T-Shirts drucken mit einer Warnung an alle angehenden Psychologinnen und werde vor der Uni damit rumlaufen“.


Aucun commentaire:

Enregistrer un commentaire